Ist das Abschieben menschenwürdig?

Die Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern oder illegal im Land lebenden Ausländern ist in allen EU-Ländern gängige Praxis. Die Abschiebung ist Teil der Strategie, mit der man die „Festung Europa“ gegen die anstürmenden „barbarischen Horden“ verteidigen will. In Deutschland sind jedes Jahr durchschnittlich 30.000 Ausländer davon betroffen. Das klingt viel, es gibt aber viele EU-Staaten, in denen in noch weit stärkerem Maße als in Deutschland abgeschoben wird.

Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass das Abschiebeverfahren oft in menschenunwürdiger Weise durchgeführt wird ja sogar gegen Menschenrechte verstößt. Die deutschen Behörden sind sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst. Das ist wahrscheinlich der Hauptgrund dafür, dass Abschiebungen so unauffällig und von der Öffentlichkeit verborgen wie möglich vonstattengehen. In der Vergangenheit wurden Abzuschiebende manchmal sogar gefesselt und geknebelt in normale Linienmaschinen gesetzt. Das unmenschliche Verhalten der sie begleitenden Sicherheitskräfte erregte dabei öfter die Aufmerksamkeit und Sympathie der gewöhnlichen Passagiere. Um solches Aufsehen zu vermeiden, werden neuerdings Abschiebungen verstärkt mit extra gecharterten Maschinen vorgenommen, die abseits vom normalen Passagierverkehr starten.

Es verstößt sicher gegen die Menschenwürde, wenn Personen wie Schwerverbrecher behandelt werden, monatelang und teilweise sogar über Jahre ins Gefängnis geworfen werden, um dann letztendlich gefesselt und geknebelt an Bord eines Flugzeugs geschleppt zu werden. In den meisten Fällen wollten diese Menschen einfach nur ihren Traum von einem normalen Leben verwirklichen, eine Arbeit haben, ihre Kinder zur Schule schicken, medizinische Betreuung im Krankheitsfall und eine Rente im Alter. Solche Träume sind sicher kein Verbrechen. Noch schlimmer ist, dass in vielen Fällen die in den Ausländerbehörden arbeitenden Sachbearbeiter bewusst Tatsachen ignorieren, die beweisen, dass sie die Menschen, die sie abschieben lassen, in den fast sicheren Tod oder zumindest Verderben schicken. Viele Staaten sind nämlich nicht so demokratisch wie das Auswärtige Amt behauptet. Gewaltsam zurückgeführte Landsleute werden dort oft als Verräter betrachtet und dementsprechend behandelt.