Die Menschen, die sich aus weit entfernten Teilen der Welt auf den Weg nach Europa machen, haben für ihre Reise viele Gründe. Dabei ist es oft nur schwer abzuschätzen, welche Beweggründe dahinterstecken. Es gibt jedenfalls noch viel zu viele Länder, die vom deutschen Auswärtigen Amt als „demokratisch“ eingestuft werden, in denen es aber trotzdem in der Praxis noch Verfolgung, Inhaftierung und Folter gibt. Dazu zählen beispielsweise viele Länder des Nahen und Mittleren Ostens, wo oft schon die offen bekundete Sympathie mit einer bestimmten Partei oder Gruppe oder das offene Bekenntnis schwul oder lesbisch zu sein ausreicht, um eine Verfolgung und Bestrafung auszulösen. Laut Auswärtigem Amt ist aber in diesen Ländern alles o. k.
Außerdem ist der Begriff „Armutsflüchtling“ an sich schon eine Beschönigung der tatsächlichen Situation. Der Durchschnittsdeutsche stellt sich unter einem Armutsflüchtling jemanden vor, der vielleicht die Stromrechnung nicht zahlen kann oder nur einmal am Tag etwas zu essen hat. Die tatsächliche Situation ist leider viel schlimmer. Oft geht es bei diesen „Armutsflüchtlingen“ buchstäblich um Leben und Tod. Sie finden in der Heimat für sich und ihre Familien kein Auskommen und verkaufen ihr letztes Hab und Gut für die Reisekosten, um daheim nicht zu verhungern oder an Bagatellkrankheiten zu sterben.
Erschreckend daran ist, dass das Elend oft von den reichen Ländern selbst verursacht wird. So war zum Beispiel früher in den Küstengebieten Westafrikas der Besitz eines Fischerbootes praktisch die Garantie für Wohlstand. Das änderte sich aber, seit die Europäer ihren Appetit auf Fisch entdeckten. Seitdem kommen die großen Fangflotten regelmäßig vor die Küsten Westafrikas und fischen alles leer, wohl wissend, dass die Anliegerstaaten kaum über Küstenschutzeinheiten verfügen, die sie stoppen könnten. Die einheimischen Fischer können nichts mehr fangen, ihnen bleibt nichts weiter übrig, als ihre Boote zu verkaufen und sich auf den Weg nach Europa zu machen.